Faktor Mensch: Was Hochleistungsteams in unsicheren Zeiten ausmacht

3. März 2025 Beitrag teilen

Die Unsicherheit in Wirtschaft und Politik erhöht nach krisengebeutelten Jahren weiter den Druck auf die Teams in Unternehmen. Wenn Mittel knapper und Erfolge weniger planbar werden, müssen sie umso mehr ihr volles Potenzial aktivieren. Warum es jetzt weniger auf Zahlen und Prozesse, sondern vor allem auf den Faktor Mensch ankommt.

Menschen folgen Menschen, nicht Zahlen
Je höher der Druck, desto mehr klammern sich viele Unternehmen an Vorgaben. Quantifizierbare Ziele schaffen einen gewissen Rahmen und die nötigen Verantwortlichkeiten. Doch ein zu exzessiver Fokus auf Zahlen schafft schnell ein toxisches Umfeld – mit mehr Gegen- als Miteinander.  

Dabei braucht Hochleistung eine Kultur, die sich mehr an Menschen als an Zahlen orientiert. Die performantesten Teams sehen ihre Mitglieder nicht als Nummer oder Funktionsträger, sondern als Menschen. Sie kennen ihre jeweiligen Stärken, Leidenschaften und Bedürfnisse. Sie stehen füreinander ein. Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es wollen und wissen: Ich kann mich umgekehrt auf die anderen verlassen.  

Das dazu nötige Vertrauen lässt sich nicht verordnen. Es entsteht, wenn die Menschen im Team aufhören, eine Rolle zu spielen, und sich als Mensch zeigen. Die Forschung von Brené Brown hat hierzu eindrucksvoll gezeigt: Wer den Mut hat, sich dem Team gegenüber im richtigen Moment verletzlich zu zeigen, schafft die Basis für echte Verbundenheit. In der Unternehmenswelt tut man sich damit häufig noch schwer. Doch im Spitzensport hat man längst erkannt: Menschlichkeit und Emotionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Triebfeder für echten Teamgeist und Spitzenleistung.

Fragen Sie sich also: Wird mein Team primär durch Zahlen oder echte Verbundenheit zusammengeschweisst?

Energie ist entscheidend, nicht Resultate allein
Teams wachsen über sich hinaus, wenn ihre Mitglieder Freude an der Zusammenarbeit haben. Sie treten nicht primär wegen des Lohns oder aus Gewohnheit an – sondern weil sie Energie aus den Interaktionen im Team schöpfen. Echte Hochleistungsteams achten deshalb bei der Zusammensetzung nicht nur darauf, wer kurzfristig hervorragende Resultate liefert. Mindestens so wichtig ist, wer langfristig Energie ins System bringt. Mit dem Begriff «relationale Energie» beschreibt der Organisationsforscher Kim Cameron, was wir selbst im Arbeitsalltag erleben: Manche Menschen geben uns in der Interaktion Energie, andere rauben sie uns. Camerons Studien belegen: Teams mit mehr sogenannten Energy Givers sind produktiver, kreativer und performanter. Im Gegensatz zu physischer und mentaler Energie wird relationale Energie nämlich nicht weniger, sondern mehr, wenn man sie einsetzt.

Zu häufig werden in Organisationen jedoch nur Ergebnisse, Titel oder Fachexpertise belohnt. Die Fähigkeit, andere emotional mitzureissen, zu inspirieren oder im richtigen Moment aufzurichten, kommt dabei zu kurz.

Denken Sie deshalb an Ihren letzten Austausch im Team: Waren Sie danach energiegeladener und motivierter? Oder hat Sie die Konversation ausgelaugt und ermüdet?

Menschenorientierung als Schlüssel für Hochleistung
Aus der Forschung und dem Coaching mit Hochleistungsteams in Wirtschaft und Spitzensport bin ich überzeugt: Eine Kultur, die sich am Menschen orientiert, macht den Unterschied. In unsicheren Zeiten wachsen Menschen nicht durch kleinteilige Vorgaben und optimierte Prozesse über sich hinaus. Menschen leisten Herausragendes, wenn sie sich anderen verbunden fühlen und Freude an der gemeinsamen Herausforderung haben.

Teams, die das beherzigen, haben die besten Zeiten noch vor sich.

«Menschlichkeit und Emotionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern Triebfeder für echten Teamgeist und Spitzenleistung.»

Prof. Dr. Wolfgang Jenewein,
Titularprofessor an der Universität St. Gallen und geschäftsführender Inhaber der Jenewein AG
jenewein.ch


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