Ein moderner Arbeitsplatz in einem Schloss
In einer Gemeindeverwaltung arbeiten Mitarbeitende aus vielen verschiedenen Berufen, darunter auch Kaufleute. Wie eine kaufmännische Ausbildung bei der Gemeinde aussieht, erzählt uns Tiziana Gangi, Leiterin Fachbereich Ausbildung der Gemeindeverwaltung Aesch.
Frau Gangi, worauf legen Sie bei der Rekrutierung von Lernenden Wert?
Neben den schulischen Leistungen achten wir auch auf Motivation, Interesse, Lernbereitschaft und Sozialkompetenz. Zudem ist uns wichtig, dass die Person zu uns und ins Team der Lernenden passt.
Wie viele kaufmännische Lernende bilden Sie aus?
Zurzeit absolvieren bei uns vier Lernende ihre Ausbildung zur Kauffrau/zum Kaufmann EFZ: drei Personen in der dualen KV-Lehre und eine im Praktikum der Wirtschaftsmittelschule (WMS).
Welche Erkenntnisse haben Sie bisher mit der neuen Bildungsverordnung (BIVO) 2023 gewonnen?
Die Lernenden sind vor allem zu Beginn der Lehre durch das eigenverantwortliche Lernen stark gefordert. Das ist eine Dimension, die sie bisher so nicht kannten. Für uns ist die Planung komplexer geworden und auch der organisatorische Aufwand in der Betreuung hat sich erhöht. Dennoch halten wir es für wichtig und richtig, dass die KV-Lehre modernisiert wurde.
Was erwartet die Lernenden während ihrer Ausbildungszeit?
Eine spannende und abwechslungsreiche Ausbildung! Alle sechs Monate wechseln die Lernenden den Arbeitsbereich und lernen so sechs völlig unterschiedliche Tätigkeitsfelder kennen. So können sie herausfinden, was ihnen liegt, was nicht und in welchem Bereich sie später einmal ihr Wissen vertiefen möchten. Das sehe ich als grossen Vorteil.
Was zeichnet Ihren Ausbildungsbetrieb besonders aus?
Die Gemeinde Aesch ist sehr dynamisch und nimmt in unserer Branche oft eine Vorreiterrolle ein, beispielsweise mit der Einführung des Ausbildungsberufs Mediamatiker:in EFZ im Jahr 2022. Natürlich bieten wir den Lernenden auch zeitgemässe Konditionen wie sechs Wochen Ferien und einen 13. Monatslohn. Ausserdem beteiligen wir uns grosszügig an den Kosten für Sprachdiplome oder Sprachaufenthalte und allenfalls Fördermassnahmen. Die Lernenden werden von gut qualifizierten und motivierten Praxisbildnerinnen und -bildnern individuell betreut und sie dürfen sich auf eine vielseitige Ausbildung freuen, in der alle Aspekte des Gemeinwesens beleuchtet werden. Und wo sonst hat man einen modernen Arbeitsplatz in einem Schloss? Nur in Aesch (lacht).
Welche Möglichkeiten haben die Lernenden nach der Ausbildung?
Allen Lernenden bieten wir an, nach der Ausbildung zumindest befristet angestellt zu bleiben. Ein Angebot, das von vielen genutzt wird. Dies auch, um den zusätzlichen Druck der Arbeitssuche während der Lehrabschlussphase zu mindern. Was uns ausserdem sehr freut, ist, dass einige Lernende zwar die öffentliche Verwaltung verlassen, aber nach einer gewissen Zeit wieder zu uns zurückkehren.
Was gefällt Ihnen an der Ausbildung junger Menschen?
Ich schätze es, die Entwicklung, die ein junger Mensch durchlebt, zu begleiten. Ich lerne sie als Sekundarschüler:innen beim Vorstellungsgespräch kennen, begrüsse sie fast ein Jahr später zum ersten Arbeitstag und begleite sie dann durch die drei Lehrjahre, in denen es auch schwierigere Phasen geben kann, welche eine engere und intensivere Betreuung erfordern. Da ist eine gute Vertrauensbasis besonders wichtig. Es liegt uns am Herzen, dass sich die Lernenden unterstützt und geleitet fühlen – vor allem, wenn es nicht nach Plan läuft. Auch die Lehrabschlussphase verlangt einem noch einmal alles ab. Wir bereiten uns gemeinsam vor, bangen und freuen uns dann, wenn der Erfolg da ist. Dass ich einen Teil dazu beitragen kann, schätze ich sehr.
Mehr Informationen zur Gemeindeverwaltung Aesch.
«Ich schätze es, die Entwicklung, die ein junger Mensch durchlebt, zu begleiten.»
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